Etikette - Knigge - Stil - Nandine Meyden

Eine heute leider oft missverstandener Begriff, obwohl und vielleicht gerade weil er ständig in aller Munde ist. Der aus dem Griechischen stammende Begriff bedeutet wörtlich übersetzt „man selbst sein“. Tatsächlich ist es so, dass authentische Menschen auf uns alle eine besondere Wirkung haben. Ihre echte, offene, entspannte und völlig ungekünstelte Ausstrahlung lässt spüren, dass derjenige im Einklang mit sich selbst ist. Viele verstehen unter authentisch leider so etwas wie: Alles, was man denkt ungefiltert sofort von sich geben, jeden an der eigenen Stimmung teilhaben lassen. Dies verkennt, dass wahre Authentizität bei sich selbst anfängt:

  • Bewusstsein der eigenen Werte sowie der eigenen Stärken und Schwächen,
  • Ehrlichkeit, die Schwächen auch einzugestehen und 
  • Die Konsequenz nach den eigenen Werten zu leben – auch wenn dies Nachteile bringt.

 

Was es nicht bedeutet: Unter dem Deckmäntelchen der Authentizität in der Jeans zu einer Veranstaltung mit Dresscode „Abendgarderobe“ kommen, weil man sich dann „cooler“ fühlt oder einem Kunden eine patzige Antwort geben, weil man dessen Forderungen für maßlos erachtet. 

Manch einer denkt hier vorwiegend an Schönfärberei, an aufgesetzte Höflichkeit, an Ausweichen und Beschwichtigen. Schade – ein guter Diplomat nutzt einfach eine Strategie der sanften Mittel um genau das zu erreichen, was sein Ziel ist.

Diplomaten haben dabei langfristigen Nutzen als Ziel – für beide Seiten, also sogenannte Win-Win-Situationen. Sie sind kompromissbereit und bemühen sich, die Absichten und Wünsche der anderen zu erkennen und zu verstehen. Jemand, der diplomatisch agiert wird seinen Verhandlungspartner niemals bloß stellen oder in die Enge treiben – er hat viel mehr langfristige Beziehungen im Sinn. Das bedeutet aber nicht, sich nicht durchsetzen zu können oder seine Meinung nicht zu sagen. 

  • Es geht viel mehr darum, im Gespräch bestimmte Strategien einzusetzen, zum Beispiel: Verständnis zeigen, 
  • tiefer gehende Fragen zu stellen, 
  • Zweifel klar ausdrücken zu können, 
  • eine Türe zu öffnen, wenn man eine andere geschlossen hat,
  • dem anderen wertschätzend Grenzen aufzeigen zu können.
  • Es geht auch darum, Klagen und Vorwürfe beiseite zu lassen. 

Professionelles Auftreten im Beruf ist nur möglich, wenn Verhalten und Erscheinung authentisch und angemessen sind. Kenntnis von modernen Umgangsformen und Regeln der Etikette ermöglichen es, selbstsicher auch in schwierigen Situationen zu entscheiden, was Sie tun können, damit sich alle Beteiligten mit Wertschätzung und Respekt behandelt fühlen.

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Das Thema „Umgang mit Menschen“ ist hochaktuell: Das zeigt nicht nur die Bemerkung „er hat seinen Knigge nicht gelesen“, sondern auch die oft laut geäußerte Frage, wie wohl eine Situation „nach Knigge“ zu lösen sei, ebenso wie die vielen „Knigge-Seminare“ , die es inzwischen gibt und die nahezu unzähligen Bücher, die mit dem Wort „Knigge“ im Titel um Aufmerksamkeit werben.

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Wenn Sie die Definition von Schlagfertigkeit suchen, so werden Sie hauptsächlich etwas wie „die Fähigkeit, bei unerwarteten Fragen oder Kommentaren passend zu reagieren“ finden. Es geht nicht immer darum „treffend“ zu kontern – meinen wichtigsten Kunden will ich ja vielleicht nicht treffen, es muss auch nicht immer witzig sein. Möglicherweise wäre das völlig unpassend. 

Es gibt immer wieder Sätze, die uns aus dem Konzept bringen können – dann sind wir erst einmal sprachlos. Wir ärgern uns darüber, Stunden später fällt uns dann eine Antwort ein, die perfekt gewesen wäre. Sie scheint dann so einfach und wir fragen uns: Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?

Wer schlagfertig ist, kann einfach besser kommunizieren, ist selbstbewusster und erreicht durch sein Auftreten, dass andere nicht mehr so schnell probieren, ihn aus der Fassung zu bringen. 

Wir bewundern Menschen, von denen gesagt wird, sie hätten Stil. Ein weltläufiges Auftreten, gesellschaftliche Gewandtheit, Lockerheit im Smalltalk, unangestrengte Konversation, diskrete Eleganz in Kleidung und Haltung werden im Allgemeinen mit Stil assoziiert. Stil ist also mehr als die reine Anwendung von Etikette-Regeln – Stil baut aber darauf auf.

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In den letzten Jahren hört man diesen Begriff meistens erst dann, wenn Personen aus Politik oder Wirtschaft vorgeworfen wird, sie hätten ohne Taktgefühl gehandelt. Takt wird also eingefordert – dennoch steht diese Idee, es bräuchte oft mehr Taktgefühl im Widerspruch zum gebetsmühlenartig geäußerten Wunsch, die Menschen, gerade die Menschen des öffentlichen Lebens, sollten authentischer sein. Dahinter steht dann meist der Wunsch es miterleben zu dürfen, wie anderen mal so richtig die Meinung gesagt wird. 

Was ist also Takt genau? Takt ist die Fähigkeit, so mit anderen zu interagieren, dass diese weder brüskiert noch beschämt werden, dass wir ihnen weder verbal noch emotional zu nahe treten, so dass sie peinlich berührt sein müssten. Die Kunst dabei ist, dass man sich nicht anmerken lassen darf, wenn man sich gerade (vielleicht auch mit Mühe) taktvoll verhalten hat. 

Taktgefühl setzt auf jeden Fall voraus, dass wir zunächst in der Lage sind genau zu erspüren, wo bei unserem Gegenüber eine Grenze ist, denn die ist ja je nach Mensch und Situation unterschiedlich. Des Weiteren setzt Taktgefühl voraus, dass wir auch willens sind, diese Grenze nicht zu überschreiten, sondern zu respektieren.